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INSIDE ME / 2021 / 270 x 183 x 167 cm / ferroconcrete, pigment

„Inside Me“ ist kein Denkmal, keine monumentale Repräsentanz eines Ereignisses, eines Ortes oder einer Person. Die Skulptur verweist nicht auf etwas, dass sich außer ihrer selbst befndet, sie huldigt niemandem. Sie steht auf keinem Sockel, der sie über die Köpfe der BetrachterInnen erhebt. Zu ihr wird nicht aufgeschaut – BetrachterIn und Objekt begegnen sich auf Augenhöhe. Auch wenn die aufregen- den Farben und mannigfaltigen Formen der Skulptur aus ihr heraus zu drängen scheinen – „Inside Me“ ruht in sich selbst. Sie ist damit der Inbegri einer Zeitgenössischen Skulptur, die der BertrachterIn als in sich geschlossener anthropomorpher Körper gegenübertritt. Ihre Selbstreferentialität, ihr Verweis auf sich selbst, lässt an Theodor W. Adorno denken, der die „Zweckmäßigkeit des Unzweckmäßigen“ zum Kriterium für Kunst überhaupt erklärte und zweckmäßigen Dingen dieses Prädikat absprach.

Was die Skulptur „Inside Me“ zu einem außergewöhnlichen Werk der Zeitgenössischen Kunst macht ist, dass sie die scheinbar hermetische Funktion des „auf nichts Verweisens als auf sich selbst“ öffnet und die BetrachterIn mitnimmt. Die Vielzahl der Formen und ihre Anklänge an gängige Alltagsgegenstände stellen eine Verbindung zum individuellen Speicher von Geschichten und Erinnerungen her, die im Sinne Michel de Certeaus ein„Wissen, dass nicht gewusst“ wird zutage fördern. Wie ein ophthalmologischer Reiz regen die verspielten Falten, Kegel, Zylinder, Stümpfe, Blasen und Knöpfe das intuitive Sehen an. Das Sehen, dass das Auge auf direktem Weg mit der Intuition verbindet und so eine Brücke schlägt zwischen Denken und Fühlen.

Dies wiederum verweist auf den Entstehungsprozess der Skulptur. Die Berechnung der Armierung, die Statik des aufrechten Standes, all das sind technische Fertigkeiten, die Emilia Neumann so oft praktiziert hat, dass sie in den Hintergrund treten. Ihren Händen ist so die Freiheit gegeben fühlend zu denken und zu formen. Wie beim Abtasten eines Abdomens ist ihre wissende Hand geleitet von dem intuitiven Verständnis für Formen, Größen, Haptiken, Ober ächen und Gewichte. Mit dem Ausgießen der finalen Form gibt Neumann die Kontrolle schließlich ab. Der eingefärbte Beton bahnt sich seinen Weg durch die Gußform – Die Farbgebung bezeugt die nalen Gesten und die Entstehung einer Skulptur, die nicht nur ein zeitgenössischer Körper, sondern auch ein Individuum ist.

Marina Rüdiger

 

 

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